Duma bestŠtigt
den Ex-PrŠsidenten als neuen Regierungschef
Der
fliegende Machtwechsel ist vollzogen: Einen Tag nach Dmitrij Medwedews
Inauguration im Kreml bestŠtigte die Duma gestern nach kurzer Debatte Wladimir Putin als neuen
Premierminister. Dieser verspricht dem Land eine lichte Zukunft Ð ganz nach
Plan.
Einen Tag nach
seiner Einsetzung als PrŠsident und einer selbstbewussten Rede mit betont
liberaler Note spielte Dmitrij Medwedew gestern wieder die Rolle des treu
ergebenen Nebenzars. Wladimir Putin Ð der von ihm vorgeschlagene Kandidat fŸr
das Amt des Premierministers Ð brauche keine besonderen Empfehlungen mehr,
erklŠrte Medwedew in seiner kurzen Einleitung vor der Duma. Alle Aufgaben, die
es nun zu bewŠltigen gelte, seien bereits unter Putin definiert und in der
ãEntwicklungsstrategie bis 2020Ò
festgehalten worden. Sein AmtsvorgŠnger werde daher bei der Umsetzung
dieses Planes ãdie fŸhrende RolleÒ spielen, sagte Medwedew.
TatsŠchlich
musste Russlands neuer PrŠsident fŸr seinen Kandidaten keine †berzeugungsarbeit
leisten, in einem Parlament, das sich der Kreml im Dezember mit Hilfe gelenkter
Wahlen nach eigenem Gusto zusammengestellt hatte. Allein die so genannte
ãMachtparteiÒ Einiges Russland, deren Vorsitz Putin nun ebenfalls innehat,
verfŸgt Ÿber 315 der insgesamt 450 Sitzen.
Trotzdem liess
es sich der angehende Regierungschef nicht nehmen, eine 45-minŸtige
Programmrede zu halten, Šhnlich wie er sie frŸher als PrŠsident vor der
Volksversammlung einmal im Jahr zu halten pflegte. Putin rief zur ãEinigkeit
aller staatlichen GewaltenÒ auf, um aus Russland bis 2020 eines der
lebenswertesten LŠnder der Welt zu machen.
In seinen Augen bedeutet dies vor allem
škonomische Entwicklung. Putin versprach die Steuern zu senken, um die
Schattenwirtschaft einzudŠmmen, die Landwirtschaft zu fšrdern, um die Inflation
zu besiegen und in die Wissenschaft zu investieren, um Russland auf einen
ãinnovativen EntwicklungspfadÒ zu bringen. Die StŠrkung der BŸrgerrechte und
des Rechtsstaates, wie es Medwedew derzeit fordert, scheint fŸr Putin hingegen
keine PrioritŠt zu haben. Sein jŸngster Gesetzesentwurf, den er noch als
PrŠsident auf den Weg brachte, soll es den staatlichen Behšrden erleichtern,
einem Anwalt den Status zu entziehen.
Putin wurde von
den Abgeordneten schliesslich mit rund 90 Prozent der Stimmen als
Regierungschef bestŠtigt. Er hat nun eine Woche Zeit, um sein Kabinett zusammen
zu stellen. Eine Kaderrevolution ist nicht zu erwarten. Hingegen wird
spekuliert, dass Putin bis zu einem Dutzend Vizepremierminister ernennen
kšnnte, um sich selbst aufs Wesentliche zu konzentrieren. Gemunkelt wird zudem,
dass Grigorij Jawlinskij, der FŸhrer der linksliberalen Oppositionspartei
Jabloko, einen Ministerposten Ÿbernehmen kšnnte. FŸr die demokratischen
Regimegegner wŠre dies ein weiterer Schlag ins Genick.
Ein vollends
harmonisches Heimspiel war es gestern fŸr Putin aber trotz allem nicht.
Ausgerechnet die Kommunisten verhinderten kommunistische VerhŠltnisse in
Russlands Parlament. Sie stimmten gegen Medwedews Kandidaten und sorgten -
zumindest ansatzweise - fŸr eine Debatte. Ihr FŸhrer Gennadij Sjuganow
verurteilte Putins achtjŠhrige Herrschaft als ãZeit der verpassten
MšglichkeitenÒ, kritisierte den Abbau der Demokratie und prophezeite eine
Stagnation. Letztlich aber sprang Putin der ultranationalistische Politclown
Wladimir Schirinowskij zur Seite. Es viel ihm leicht, die Kommunisten
lŠcherlich zu machen, waren sie es doch, die das Land wŠhrend 70 Jahren zu
Boden wirtschafteten.
Eine solch
unglaubwŸrdige Opposition wie die Kommunisten duldet der russische Staat. Gegen
sonstige Quergeister geht er auch in diesen Tagen mit HŠrte vor. Rund 60
Aktivisten wurden am Dienstag bei einer nicht bewilligten Kundgebung der
kremlkritischen Opposition verhaftet und einige bereits zu Arreststrafen
zwischen sechs bis 14 Tagen verurteilt. Zwei von ihnen sind gestern in den
Hungerstreik getreten.