Alles nach Putins Plan

Duma bestŠtigt den Ex-PrŠsidenten als neuen Regierungschef

 

Der fliegende Machtwechsel ist vollzogen: Einen Tag nach Dmitrij Medwedews Inauguration im Kreml bestŠtigte die Duma gestern nach  kurzer Debatte Wladimir Putin als neuen Premierminister. Dieser verspricht dem Land eine lichte Zukunft Ð ganz nach Plan.

 

Christian Weisflog

 

Einen Tag nach seiner Einsetzung als PrŠsident und einer selbstbewussten Rede mit betont liberaler Note spielte Dmitrij Medwedew gestern wieder die Rolle des treu ergebenen Nebenzars. Wladimir Putin Ð der von ihm vorgeschlagene Kandidat fŸr das Amt des Premierministers Ð brauche keine besonderen Empfehlungen mehr, erklŠrte Medwedew in seiner kurzen Einleitung vor der Duma. Alle Aufgaben, die es nun zu bewŠltigen gelte, seien bereits unter Putin definiert und in der ãEntwicklungsstrategie bis 2020Ò  festgehalten worden. Sein AmtsvorgŠnger werde daher bei der Umsetzung dieses Planes ãdie fŸhrende RolleÒ spielen, sagte Medwedew.

 

Aufruf zur Einigkeit

TatsŠchlich musste Russlands neuer PrŠsident fŸr seinen Kandidaten keine †berzeugungsarbeit leisten, in einem Parlament, das sich der Kreml im Dezember mit Hilfe gelenkter Wahlen nach eigenem Gusto zusammengestellt hatte. Allein die so genannte ãMachtparteiÒ Einiges Russland, deren Vorsitz Putin nun ebenfalls innehat, verfŸgt Ÿber 315 der insgesamt 450 Sitzen.

Trotzdem liess es sich der angehende Regierungschef nicht nehmen, eine 45-minŸtige Programmrede zu halten, Šhnlich wie er sie frŸher als PrŠsident vor der Volksversammlung einmal im Jahr zu halten pflegte. Putin rief zur ãEinigkeit aller staatlichen GewaltenÒ auf, um aus Russland bis 2020 eines der lebenswertesten LŠnder der Welt zu machen.

 

 In seinen Augen bedeutet dies vor allem škonomische Entwicklung. Putin versprach die Steuern zu senken, um die Schattenwirtschaft einzudŠmmen, die Landwirtschaft zu fšrdern, um die Inflation zu besiegen und in die Wissenschaft zu investieren, um Russland auf einen ãinnovativen EntwicklungspfadÒ zu bringen. Die StŠrkung der BŸrgerrechte und des Rechtsstaates, wie es Medwedew derzeit fordert, scheint fŸr Putin hingegen keine PrioritŠt zu haben. Sein jŸngster Gesetzesentwurf, den er noch als PrŠsident auf den Weg brachte, soll es den staatlichen Behšrden erleichtern, einem Anwalt den Status zu entziehen.

 

Putin wurde von den Abgeordneten schliesslich mit rund 90 Prozent der Stimmen als Regierungschef bestŠtigt. Er hat nun eine Woche Zeit, um sein Kabinett zusammen zu stellen. Eine Kaderrevolution ist nicht zu erwarten. Hingegen wird spekuliert, dass Putin bis zu einem Dutzend Vizepremierminister ernennen kšnnte, um sich selbst aufs Wesentliche zu konzentrieren. Gemunkelt wird zudem, dass Grigorij Jawlinskij, der FŸhrer der linksliberalen Oppositionspartei Jabloko, einen Ministerposten Ÿbernehmen kšnnte. FŸr die demokratischen Regimegegner wŠre dies ein weiterer Schlag ins Genick.

 

Kommunisten sorgen fŸr Kritik

Ein vollends harmonisches Heimspiel war es gestern fŸr Putin aber trotz allem nicht. Ausgerechnet die Kommunisten verhinderten kommunistische VerhŠltnisse in Russlands Parlament. Sie stimmten gegen Medwedews Kandidaten und sorgten - zumindest ansatzweise - fŸr eine Debatte. Ihr FŸhrer Gennadij Sjuganow verurteilte Putins achtjŠhrige Herrschaft als ãZeit der verpassten MšglichkeitenÒ, kritisierte den Abbau der Demokratie und prophezeite eine Stagnation. Letztlich aber sprang Putin der ultranationalistische Politclown Wladimir Schirinowskij zur Seite. Es viel ihm leicht, die Kommunisten lŠcherlich zu machen, waren sie es doch, die das Land wŠhrend 70 Jahren zu Boden wirtschafteten.

 

Eine solch unglaubwŸrdige Opposition wie die Kommunisten duldet der russische Staat. Gegen sonstige Quergeister geht er auch in diesen Tagen mit HŠrte vor. Rund 60 Aktivisten wurden am Dienstag bei einer nicht bewilligten Kundgebung der kremlkritischen Opposition verhaftet und einige bereits zu Arreststrafen zwischen sechs bis 14 Tagen verurteilt. Zwei von ihnen sind gestern in den Hungerstreik getreten.